Wir alle wissen es: Der raffinierte Haushaltszucker ist alles andere als gesund. Diabetes, Fettleber, Übergewicht, Karies, Herz-Kreislauf Erkrankungen, Bluthochdruck – all das können die Folgen von zu hohem Zuckerkonsum sein. Wir wissen es und dennoch nimmt Herr und Frau Österreicher durchschnittlich über 90 Gramm (20 Teelöffel) Haushaltszucker täglich zu sich; das entspricht 35 Kilogramm im Jahr.
Worin liegt also die Raffinesse vom raffinierten Zucker? Wie lockt er uns immer wieder in das süße Abenteuer? Wenn wir die Antworten auf diese Fragen kennen und die Wirkungsweise des Zuckers verstehen, dann können wir leichter den Weg in ein (zucker-) freieres, ausgeglichenes Leben gehen (siehe dazu den Blogbeitrag „Be surgarfree and happy“).
Im folgenden beschreibe ich die 3 Haupttrigger, die uns immer wieder zuckerintensive Lebensmittel wir Schokolade, Fruchtsäfte, Fertigprodukte, Marmelade und Co zu uns nehmen lassen.
Trigger Nummer 1: Zucker bringt Energie
Der Zucker gelangt mit der süßen Nahrungsaufnahme ins Blut und das in der Bauchspeicheldrüse hergestellte Insulin bringt ihn zu den Muskeln und Organen. Dort wird er von den Zellen verbrannt und ja, das bringt Energie. Allerdings ist das energetische Hoch nur von sehr kurzer Dauer, denn Zucker ist das Stroh unter den Nahrungsmitteln, er brennt intensiv, aber sehr kurz. Wir spüren einen angenehmen Energie-Kick, doch bald darauf fühlen wir uns müder als vor dem Zuckerkonsum. Der Körper hält daher Ausschau nach der nächsten Süßspeise.
Spielt man das Spielchen über einen längeren Zeitraum, dann gewöhnt sich der Körper an immer höhere Zuckermengen. Und wenn man dann einem mit Zucker „verwöhnten“ Körper seine tägliche Ration an Süßem versagt, zeigen sich Entzugserscheinungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Nervosität. Das zeigt, dass Zucker ein Suchtmittel ist, mit dem wir genauso sensibel umgehen sollten wie mit Nikotin oder Alkohol.
Trigger Nummer 2: Zucker macht gute Laune, entspannt und kompensiert schwierige Situationen/Emotionen
Auch in diesem Glauben steckt eine gewisse Wahrheit. Zucker hat einen Einfluss auf die Produktion der Hormone Serotonin und Dopamin, die für Glücksgefühle zuständig sind. Es sind genau die Gefühle des Glücks und der Entspannung, die wir uns in stressigen und traurigen Situationen wünschen.
Doch auch hier hilft der Zucker nur sehr kurzfristig und kann auf längere Sicht die psychische Gesundheit negativ beeinflussen. Neueste Studien haben gezeigt, dass gerade bei Menschen, die mit Stimmungsschwankungen zu tun haben, die regelmäßige Belohnung durch Süßes die Entstehung einer psychischen Krankheit begünstigt. Der süße Trost führt zudem oft dazu, dass man von dem eigentlichen Schmerz oder Problem abgelenkt wird; damit vergibt man sich die Chance, eine nachhaltige Lösung zu finden.
Trigger Nummer 3: Zucker schmeckt gut
Zu Zeiten der Jäger und Sammler diente der süße Geschmack als Orientierung dafür, dass ein Nahrungsmittel verträglich und reif ist. Ein bitterer, scharfer oder saurer Geschmack war ein Hinweis auf giftige, faule oder unreife Nahrung. Süß ist also aus evolutionärer Sicht der Geschmack der Sicherheit und der Energie.
Doch heutzutage findet das Jagen und Sammeln vor allem bei Billa und Co statt und Bewegung ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Wir leben in Zeiten des Überflusses und die Lebensmittelindustrie nutzt unsere Geschmackspräferenz für Süßes, indem sie fast überall Zucker hinzufügt. Nur ein kleiner Mengenvergleich: Die Menschen in der Steinzeit haben in einem Jahr soviel Zucker zu sich genommen wie in einer einzigen Coca-Cola Dose enthalten ist. Die Intensität des süßen Geschmacks in Schokolade und Ice Tee ist um ein Vielfaches größer als beispielsweise in Früchten. Isst man nach ein paar Wochen Haushaltszucker – Abstinenz eine Schokolade, schmeckt diese ungenießbar süß; der Geschmacksinn ist wieder zu seiner ursprünglichen Sensibilität zurückgekehrt, sodass eine viel sanftere Süße für den Körper völlig ausreichend ist.
Versteh‘ mich nicht falsch, ich halte nichts von strengen Ernährungsregeln und der Dämonisierung bestimmter Lebensmittel. Ich war selbst lange ein Schokotiger und genieße auch jetzt noch ab und zu etwas Zuckersüßes. Doch mein Konsum hat stark abgenommen, er ist selbstbestimmter geworden und das unterstützt meine körperliche und psychische Gesundheit. Es gibt einen Unterschied zwischen bewussten Genuss und dem Dasein als „Triggerhippie“, in dem man den Launen eines zuckerabhängigen Körpers bzw Geistes ausgeliefert ist.
Wenn Du den Weg in ein zuckerfreieres Leben gehen willst, dann findest Du in meinen Blogbeitrag „Be sugarfree and happy“ ein paar wertvolle Tipps.